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Die Geschichte des Stadtteils Warburg / Calenberg

Der Stadtteil liegt ca. 2,5 Kilometer südwestlich der Kernstadt. Die Silhouette des Ortes wird von der Burganlage (> Zur Burg 14) geprägt, die sich auf dem Bergsporn befindet, der dem Ort seinen Namen gibt. Auf diesem Plateau erstreckt sich das Oberdorf. Der Gründungskern des Dorfes wird hingegen westlich vom Bergfuß und um diesen herum lokalisiert.

Der Struktur nach handelt es sich um ein Straßendorf, das sich an der Verbindung von Warburg nach Wettesingen entwickelt hat. Auf der Ostseite des Bergsporns steigt die Dorfstraße zum Oberdorf hin steil an. Auf ihrem Scheitelpunkt lenkt sie heute in Richtung B 7 nach Osten um. Zu früherer Zeit setzte sich der Abschnitt nördlich des heutigen Friedhofs in geradem Verlauf in einem Weg nach Herlinghausen fort. Über die vor- bzw. frühgeschichtliche Besiedlung ist kaum etwas bekannt, Funde von steinzeitlichen Faustkeilen oder Steinbeilen belegen aber die Kultivierung oder Besiedlung dieses Raums analog zu den anderen Stadtteilen von Warburg.

Mit Rothwardessen wurde im 11. Jahrhundert erstmals eine Siedlung in der Gemarkung Calenberg urkundlich belegt. Die Ersterwähnung Calenbergs fällt in das Jahr 1299. Werner von Westerburg übertrug die wohl in den 1290er Jahren entstandene Burg Calenberg an den Kölner Erzbischof Wikbold und empfing sie als Lehen zurück. Möglicherweise hatte er einen bereits bestehenden Rittersitz der Familie Calenberg ausgebaut. Die Höhenburg Calenberg dürfte, strategisch ungleich günstiger gelegen, in der Nachfolge der 1294 zerstörten Holsterburg zur Deckung des Diemel-übergangs gedient haben. 1307 wurde die Burg zerstört, aber wieder aufgebaut und der Familie von Papenheim als Lehen übergeben. Für die nächsten anderthalb Jahrhunderte blieb sie in der Hand dieser Familie. Der letzte männliche Nachkomme übertrug sie an den Landgrafen von Hessen. In der daraus resultierenden Fehde (1464—71) behielt der Bischof von Paderborn die Oberhand.

Die kleine Siedlung nördlich der Burg wurde 1326 als „oppidum” bezeichnet und gehörte in den Zeiten des Hochstifts zu den landtagsfähigen Städten, unter denen sie allerdings die kleinste war. Den gesamten Siedlungsbereich schützte eine Ringmauer, da das Bergplateau nach Osten eine sonst ungedeckte Angriffsfläche bot. Diese Mauer wurde wohl um die Wende zum 15. Jahrhundert angelegt und zudem auf der Ost- und Südseite mit Wallen und Gräben gesichert. Der Imweg zeichnet heute noch den Verlauf dieses Grabens nach.

Der Burgbergring war mit dem Außenbereich wohl durch eine Toranlage verbunden, nach der der Torweg benannt ist. Ihr Standort wird im Bereich des Anwesens Torweg 2 lokalisiert. Die Mauer verlief wohl zunächst in nördlicher Richtung zum sogenannten Krauthof und knickte dort nach Westen um. Reste der Mauer werden im Torweg im Bereich der Häuser Nr. 6 und 8 und am Gefallenengedenkstein an der Straße Zur Burg lokalisiert.

Im 1600 verzeichnete Calenberg rund 160 Einwohner, die in 20 Hausstätten lebten. Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Kriegs wurde 1643 zur Situation vor Ort festgestellt: „Die Hausstetten, davon die Leute verlaufen und gestorben, liegen alle wüst”. Die Burg wurde seit 1598 als Ökonomie geführt und durch das Fürstbistum Paderborn verpachtet.

Im Jahr 1728 zerstörte ein Dorfbrand erhebliche Teile der Bausubstanz. 1804 gab es rund 214, vorwiegend vom Ackerbau lebende Bewohner in 36 Häusern, von denen 27 mit Stroh gedeckt waren. Über eine eigene Feldmark verfügte der Ort nicht, er wurde darum 1804 zu einem Flecken herabgestuft. Die nur schwer zu bewirtschaftenden Parzellen der Gemarkung wurden ab 1838 der Separation zugeführt, die 1852 abgeschlossen werden konnte. Zum Zeitpunkt der Uraufnahme um 1830 nahm die Burg den südlichen Bereich des Bergplateaus ein. Vom Burghof führte die Zuwegung in nördlicher Richtung zur ehemaligen Kirche St. Anna, die sich ungefähr im Zentrum der damaligen Siedlungsstruktur befand. Sie wurde von Wegen in Form einer sich nach Osten öffnenden Parabel umlaufen. Nach Norden hatten die beiden heutigen Straßen Zur Burg und Torweg zwei parallele Wege als Vorgänger. Auf den unregelmäßig umrissenen Parzellen befanden sich überwiegend kleinere Einzelbauten, die wohl weitgehend durch spätere Neubauten ersetzt oder überformt wurden.

Urriss von Calenberg aus dem Jahre 1832

Nachdem bereits 1803 beziehungsweise 1814 die Chausseen von Kassel nach Warburg und weiter nach Paderborn angelegt wurden, folgte 1857 zunächst die „Kunststraße” von Calenberg nach Warburg und später zusätzlich eine nach Dalheim, welche auch die Chaussee nach Kassel erschloss. Eine wassergebundene Decke erhielt die Dorfstraße indessen erst 1924.

Im Verlauf des 19. Jahrhunderts erfolgte die Bebauung des in Ost-West-Richtung verlaufenden nördlichen Astes der Straße „Zur Burg“. Zeugnis hierfür ist das schlichte zweistöckige, zur Straße giebelständige Fachwerkhaus Nr. 2 mit Satteldach und seitlicher Erschließung. Dieser Vorgang könnte im Zusammenhang mit der grundlegenden Überformung der von der Familie Schuchard erworbenen Burganlage (> Zur Burg 14) durch Heinrich Johann Wiethase aus Köln in den Jahren 1880 bis 1882 stehen. Die Maßnahme umfasste neben dem inneren Umbau und der Neuausstattung im historistischen Stil die Arrondierung des Areals durch neue Bauteile (Rundturm, Galerie, Kapelle) und die Separierung von der übrigen Bebauung auf dem Bergplateau, die sich nun über die Wälle und Gräben hinweg ausdehnen konnte.

Ebenfalls im Verlauf des 19. Jahrhunderts dürfte das Fachwerkhaus Im Hagen 4 erbaut worden sein. Charakteristisch an diesem Bau ist das Zwerchhaus mit (erneuerten) Holzläden zum Speicher. Diese Konstruktion findet sich ebenfalls an dem Haus Zur Burg 10, das wohl auch dem späteren 19. Jahrhundert entstammt.

Die Ansiedlung in der Tallage bestand zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus einer Straße, an der sich zu beiden Seiten die Gebäude aufreihten. Der Urriss aus dem Jahr 1832 zeigt, dass der Holsterbach zu dieser Zeit die westliche Begrenzung der bebauten Parzellen darstellte. Die Tatsache, dass es in Calenberg wohl kaum Gebäude aus der Zeit vor 1800 gibt, ist mehreren Bränden in den Jahren 1549, 1728 und 1775 geschuldet; 1899 brannte es erneut.

Fachwerkbauten mit den für Calenberg typischen Holzläden im Zwerchgiebel entstanden auch an der Dorfstraße, zum Beispiel Nr. 14 und 16. Vermutlich wurden auch sie im Verlauf der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Dieser Gruppe zurechnen lässt sich auch das Fachwerkhaus Imweg 2, das in Geschossbauweise mit durchlaufenden Ständern errichtet ist. Obgleich die Konstruktionsweise eine frühere Bauzeit nahelegt, entstammt auch dieser Bau der Zeit nach 1832.

Auf 1862 datiert ist das Wohnwirtschaftsgebäude Dorfstraße 8, ein zweigeschossiger Fachwerkbau mit teils massivem Erdgeschoss und einem Wohnhausanbau aus Bruchsteinmauerwerk. Typisch an diesem Bau ist die Beschränkung der Fachwerkkonstruktion auf die statisch erforderlichen Elemente. Auch der Bruchsteinanbau kommt ohne Baudekor aus. Der nördliche Bruchsteinanbau an Haus Dorfstraße 10 weist eine Eckquaderung sowie im Erdgeschoss straßenseitig Fenstergewände aus Buntsandstein auf.

Am Neu Calenberger Weg entstand zwischen Bach- und Wettesinger Weg nach 1910 eine Hofanlage mit Wohnhaus und Wirtschaftsgebäuden aus Backstein. Wohl als Arbeiterwohnhaus wurde Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts ein recht lang gestrecktes, eingeschossiges Gebäude auf freiliegendem Kellergeschoss errichtet. Besonders kennzeichnend sind an diesem Bau das abgewalmte Mansarddach mit Ziegeldeckung, die Dachgauben mit Holzläden und das geradezu repräsentative Zwerchhaus auf der Gartenseite.

1883 legte der Kölner Baumeister Heinrich Johann Wiethase im Auftrag der Familie Schuchard östlich der Burg Calenberg in Tallage einen Park an und errichtete hier ein Forsthaus (> Kohlbreite 1). Der Fachwerkbau auf massivem Erdgeschoss steht mit seiner Anlage samt dem angegliederten Turmbau und Dekorreichtum im Kontrast zu den dörflichen Fachwerkhäusern Calenbergs.  Diesem besonderen Anspruchsniveau, das die Bautätigkeit der Familie Schuchard demonstrierte, folgt auch das Mausoleum (> Dorfstraße o. Nr.), das ebenfalls von Heinrich Johann Wiethase nördlich oberhalb der Parkanlage errichtet wurde.

Ein Pfarrer am Ort findet in einer Urkunde von 1321 Erwähnung. Bis 1596 gehörte Calenberg kirchlich zum später hessischen Wettesingen, weshalb auch in Calenberg die Reformation eingeführt wurde, sich aber nicht dauerhaft durchsetzen konnte. Der Ort blieb katholisch. Um die Wende zum 17. Jahrhundert wurde Calenberg eine eigenständige Gemeinde, die pastorale Betreuung wurde von den Warburger Dominikanern übernommen. Eine Mitte des 17. Jahrhunderts existierende Kapelle befand sich im Bereich des Oberdorfes. Sie war 1656 in sehr schlechtem Zustand, erst 1700 konnte aber nördlich der Burg der Chorraum und 1770 das Schiff einer neuen Kirche errichtet werden, die 1778 der hl. Anna geweiht wurde. 1948 bis 1951 erweiterte man die Kirche nach Westen, wodurch sie ihr heutiges Erscheinungsbild erhielt.

Wegen der steigenden Bevölkerungszahl wurde schließlich doch ein Neubau notwendig, für den der Architekt Heinrich Spilker (Steinheim) den Entwurf lieferte. 1963 wurde Im Hagen an städtebaulich exponierter Lage am Knotenpunkt mehrerer Straßen der Grundstein gelegt. Bestimmendes Merkmal des 1965 konsekrierten, sachlich-funktionalen katholischen Gotteshauses ist das Parabelmotiv an Fassade und flachem Chorschluss sowie der südliche, über einen Zwischentrakt (Taufkapelle) angebundene Glockenturm. Der einfache, rechteckige Kirchenraum hat eine flache Decke und einen wenig tiefen Rechteckchor mit einem Altarfenster von Agnes Mann und Richard Süßmuth aus dem Jahr 1965. Die Verglasung der Seitenfenster stammt von Heinz Otto aus demselben Jahr. Zur Ausstattung der neuen Kirche zählen ältere Gewandfiguren des 19. Jahrhunderts, eine Pietä aus den 1960er Jahren von Karl Sauerland, Warburg. Die Altarzone erfuhr 1984 eine Neugestaltung. Die alte Kirche wurde seit 1965 als Friedhofskapelle genutzt und ist heute im Besitz des Schlossherrn. Im Jahr 1930 lebten am Ort 290 katholische und 26 evangelische Christen, 1982 betrugen die Zahlen 344 respektive 56.

1788 beklagte man in einer Bittschrift den baufälligen Zustand des bestehenden Schulhauses. Ein Neubau konnte erst Anfang des 19. Jahrhunderts begonnen werden.21 Nach einem Brand 1900 errichtete man einen weiteren Schulneubau, der einen Klassenraum und eine Lehrerwohnung umfasste und 1959/60 umgebaut wurde. 1977 bis 1979 entstand im Unterdorf in unmittelbarer Nähe zum Bach die Holsterbachhalle. Daneben prägen auch die 41, zwischen 1947 und 1987 errichteten Neubauten den dadurch deutlich verdichteten Ortskern, was sich in der Entwicklung der Einwohnerzahlen widerspiegelt: 1811:214, 1843:286, 1871:302, 1939: 317, 1961: 418, 1973: 421 und 2012: 427.

Der Wasserversorgung dienten bis 1937 lediglich ein Brunnen im Burgbereich und einzelne Zisternen sowie ein Brunnen im Unterdorf. Dann wurden Pumpwerke und ein Hochbehälter errichtet, die bis zu einer Erneuerung 1977 in Betrieb waren. 1912 wurde Calenberg erstmals mit elektrischem Strom versorgt, erzeugt in der Twistemühle in Welda, die Hugo Schuchard zuvor erworben und zur Stromerzeugung umgebaut hatte. 1921 folgte eine öffentliche Fernsprechstelle, welche die seit 1900 betriebene Telegrafenhilfsstelle ersetzte.

Eine Besonderheit in Calenberg ist der sogenannte Kreuzweg, bei dem die Kreuze an den in den Ort führenden Straßen aufgestellt sind, zum Beispiel an der Straße von Wormeln, am Neu Calenberger Weg oder an der Kohlbreite Richtung Wettesingen. Ein Bildstock mit rechteckigem Sockel, ebensolchem Gehäuse und tonnenförmiger Bedachung befindet sich in der Nähe der neuen Kirche. Die Grenze zwischen dem Fürstbistum Paderborn und der Landgrafschaft Hessen wurde erst im 18. Jh. durch Grenzsteine markiert. Nach dem Ende des Fürstbistums Paderborn 1802 verlief die historische Entwicklung des 1975 im Zuge der Kommunalreform zu Warburg eingemeindeten Ortes parallel zu den anderen heutigen Stadtteilen.

Dorfstraße o. Nr. ( Bilder folgen )

Der barocke Bildstock von 1735 steht in der Ortsmitte vor der St.-Anna-Pfarrkirche an der Abzweigung von der Dorfstraße Zur Burg.

Der auf profilierter Grundplatte ruhende Sockel ist bez.

IN HONOREM / SANCTAE / ANNAE / ERECTUM / MDCCXXXV

( Zu Ehren der hl. Anna errichtet 1735 ), dies umrahmt von ovalem Kranzmedaillon.

Über profilierter Mensaplatte schmuckloses Gehäuse mit Rundbogennische, darin eine vom Warburger Bildhauer Franz Sauerland geschaffene Anna Selbdritt aus Sandstein; die Gittertür fehlt. Als Abschluss vorkragende Deckplatte mit Profil und in halbzylinderförmiger Aufsatz, den auf der eingesenkten Stirnseite ein IHS-Monogramm ziert.

Die Prozessionsstation bezeugt die Volksfrömmigkeit im 18. Jh. Drei formal ähnlich gestaltete Sandsteinbildstöcke befinden sich in Germete.

 

Dorfstraße o. Nr. ( Bilder folgen )

Das Mausoleum der Familie Schuchard wurde 1892  von Baumeister Heinrich Johann Wiethase am östlichen Ortsrand in Hanglage südlich des Friedhofs im Auftrag der Witwe Luise Schuchard nach dem Tod des Textilfabrikanten Hugo Julius Schuchard (1825-1886) erbaut.

Der qualitätvolle Quaderbau aus Buntsandstein auf Unterbau aus Bruchsteinmauerwerk verfugt über vier Eckbastionen. Sie symbolisieren angeblich Liegenschaften mit familiengeschichtlicher Bedeutung und stehen für die Burg Calenberg, die 1883 errichtete Försterei unterhalb der Burg, das von Schuchard 1873 erworbene Rittergut Wettesingen und einen zugehörigen Rosengarten, der 1916 von dem Berliner Architekten Rieder zu einer Parkanlage umgestaltet wurde. Eine im Unterbau angelegte Gruft mit Sargnischen wird seitlich erschlossen. Darüber hat das dreiflügelige Mausoleum an der Südseite eine spitzbogige Dreierarkade aus rotem Werkstein. Diese flankieren Eckbastionen, in denen mit bossierten Quadern gerahmte Rundbogennischen für Wandbrunnen eingelassen sind. Die durch zwei Zisternen gespeisten Brunnen zieren Reliefs mit Kopfmasken im Schilf über muschelförmigen Becken. In den quadratischen Mittelteil führen große rundbogige Öffnungen. In der rückwärtigen Apsis mit umlaufendem, profiliertem Gesims steht der Altar, über dem ein achteckiger Aufbau mit Balustrade thront, der eine mit Kupferkreuz bekrönte, schiefergedeckte Kuppel trägt. Über dem mittigen Rundbogen die Bez.

GRABSTAETTE DER FAMILIE HUGO SCHUCHARD.

Eingelassene Tafeln sind bez.

WIR MÜSSEN ALLE / OFFENBAR WERDEN VOR / DEM RICHTERSTUHL / CHRISTI, AUF DASS EIN / JEGLICHER EMPFANGE / NACHDEM ER GE-HAN/DELT HAT BEI LEIBES / LEBEN ES SEI GUT / ODER BÖSE / 2 COR. 5,10. und ES IST NOCH EINE / RUHE VOR-HANDEN / DEM VOLKE GOTTES. / SO LASSET UNS NUN / FLEISS THUN EINZU / KOMMEN ZU DIESER / RUHE. / HEBR. 4,9 U.l 1.

An den Mittelbau schließen seitlich rechtwinklig angelegte, zweiachsige Säulengänge mit Rundbögen, Pultdach und Balustrade an, auf deren Ecken je ein Engel steht. Sprüche auf vier Rundbögen, farbige Bleiverglasungen, schmiedeeiserne Ziergitter, profilierte Kassettendecken und ein Terrazzofußboden mit Zierformen setzten besondere Akzente. Das in der Region einzigartige, an der florentinischen Renaissance orientierte Mausoleum dokumentiert als monumentale Grabanlage den gestalterischen und repräsentativen Anspruch der damaligen Burgbesitzer von Calenberg.

 

Kohlbreite 1 ( Bilder folgen )

Ehem. Forsthaus mit Wasserturm, um 1883 in historistischen Formen in einem östlich unterhalb der Burg Calenberg (> Zur Burg 14) angelegten Landschaftspark erbaut. Der Fabrikant Hugo Julius Schuchard (1825—1886) hatte die ruinöse Höhenburg 1868 erworben und ließ sie unter Leitung des Baumeisters Heinrich Johann Wiethase umbauen, der danach auch den Entwurf für die Parkanlage lieferte.

Etwas zurückversetzt von der südwestlichen Zufahrt steht das traufständige, anderthalbgeschossige Wohnhaus mit Biberschwanz gedecktem Satteldach und Schleppgauben, an das sich ein Wirtschaftstrakt rechtwinklig angliedert. Kellersockel und Erdgeschoss sind in Bruchstein mit Putzanteilen ausgeführt, die Eckquaderung und der Sockelabschluss sowie die Sohlbänke, die Tür- und Fenstergewände in Sandstein. Der Drempel zeigt vielfach verstrebtes Fachwerk über profilierten Balkenköpfen, profilierte Streben unterstützen die vorkragenden Giebelfassaden. Die Giebeldreiecke des Dachgeschosses ruhen auf Konsolen. Ornamental verzierter Kratzputz betont die Ausfachungen, der Südwestgiebel hat einen mit Kunstschiefer erneuerten Behang. Parkseitig breiter Erker mit zwei Fensterachsen ebenfalls auf Strebenkonstruktion, dreifach vorkragend mit Satteldach und profiliertem Freigespärre. Hofseitig ein analog zum Erker gestaltetes Zwerchhaus auf Konsolen (z. T. verändert). Außermittig kleiner Vorbau unter Satteldach mit Kellerzugang. Seitlich davon ersetzt ein Fenster den ursprünglichen Hauseingang, der sich jetzt auf der Giebelseite befindet. Als Hofbegrenzung dient der eingeschossige, lang gestreckte Wirtschaftstrakt. Bei diesem Bruchsteinbau unter Satteldach mit Dacherker und Biberschwanzdeckung sind das Tor, die Tür- und Fenstergewände mit Werksteinrahmung, der Südgiebel in Fachwerk ausgeführt.

Ein Verbindungsbau, zwischen Wohnhaus und Wirtschaftstrakt, stellt den westlichen Eckbereich dar. Über einem Brunnen steht ein in Bruchstein aufgeführter Turm mit Eckquaderung, dessen oberer Abschluss eine Plattform auf Sandsteinkonsolen mit Eisengeländer bildet. Er beinhaltet einen Wassertank, die zugehörige Technik zur Wasserforderung ist im Verbindungsbau untergebracht. Ob die Wasserversorgung der Burg von hier aus erfolgte, ist nicht zweifelsfrei belegt. Den weitläufigen Landschaftsgarten mit verzweigtem Wegenetz, Wiesenareal, Einzelgehölzen, Baumgruppen und Aussichtshügel, den der Fließbach umgibt, frieden entlang der Kohlbreite Sandsteinpfosten und Holzlattenzäune ein. Die Zufahrt wird von Sandsteinpfeilern und einem schmiedeeisernen zweiflügeligen Tor begrenzt.

Die Parkgestaltung, die ursprünglich Nutzgärten integrierte, orientierte sich an den Prinzipien, die Peter Joseph Lenne* (1789—1866) formuliert hatte. Die ehem. Försterei, zu der das Wohn-und Wirtschaftsgebäude mit dem Wasserturm gehören, dokumentiert die Infrastruktur und wirtschaftliche Bedeutung für die Burgbewohner um 1900. Unter Berücksichtigung der für die Region außergewöhnlichen Gartenanlage ist das gesamte Areal mit den historischen Bauten von Bedeutung

 

Neu Calenberger Weg o. Nr. ( Bilder folgen )

Die Gewölbebrücke, wohl Anfang des 18. Jh. in Bruchsteinmauerwerk erbaut, überspannt den Holsterbach am südlichen Ortsrand. Die kleine Bogenbrücke mit Halbkreistonne, geneigten abgewinkelten Flügelmauern, südöstlich mit spitzwinkeligem Eisbrecher und niedrigen Mauerbrüstungen mit Stahlrohrgeländer ist als technisches Denkmal ortsgeschichtlich bedeutsam.

 

Neu Calenberger Weg 10 ( Bilder folgen )

Große Hofanlage bestehend aus Herrenhaus und Wirtschaftsbauten, die sich um einen rechteckigen Hof gruppieren sowie einem Landschaftsgarten.

Das Gut Neu-Calenberg entstand ab 1869 südwestlich außerhalb der Ortslage auf zuvor unbebauter Fläche. Der Ort wurde so gewählt, dass er in Verlängerung einer Achse vom Desenberg zur Burg Calenberg (> Zur Burg 14), die Hugo Julius Schuchard 1868 gekauft hatte, lag. Auf Neu-Calenberg war dessen Bruder Otto (1819-1889) als Landwirt tätig; mit dem Neubau des Gutshofs wurde der Wirtschaftsbetrieb auf der älteren Burg aufgegeben. Am zweigeschossigen, siebenachsigen Herrenhaus ist die hofseitige Putzfassade durch Lisenen in eine Abfolge von je zweiachsigen Wandfeldern und dreiachsigem Mittelteil mit Zwerchgiebel gegliedert. Ursprünglich besaß das im Westen gelegene Wohnhaus ein flaches Satteldach, das 1921 durch ein Mansarddach mit Schopf und Biberschwanzdeckung ersetzt wurde. Die Fensterachsen sind im Erdgeschoss stichbogig (teilweise verändert), im Ober-geschoss rundbogig mit Fensterläden. Vor dem Kellersockel einläufige Sandsteintreppe mit Podest und neuem Eisengeländer. Rundbogiger Mitteleingang mit neuer zweiflügeliger Tür und klassizistischer Portalrahmung bez. ERBAUT 1869 – UMGEBAUT 1921. Lisenen gliedern die schlichten Giebelseiten. Die Gartenfassade erhielt 1921 einen Balkon mit Balustrade, der auf Eckpfeilern und Säulen aus Buntsandstein ruht, die eine großzügige Veranda mit Unterbau aus Bruchstein umgeben. Von hier führt eine zweiläufige Freitreppe mit Podest und Eisengeländer in den 1868 angelegten Landschaftspark. Eine Wohnungsaufteilung erforderte vereinzelt Umbauten im Obergeschoss. Die Räum-lichkeiten werden von einem mittigen Längsflur erschlossen. Im Zuge des Umbaus erhielt der 1869 zentral vor dem Haus angelegte Brunnen ein massives Becken, das ein Trog umgibt und acht Eckpfeiler mit Wasserspeiern aufweist.

Sämtliche Wirtschaftsbauten bestehen aus Bruchstein und weisen überwiegend Eckquader sowie Gewände aus Werkstein auf. Südlich an das Herrenhaus schließt sich eine Remise von 1869 an. Sie ist eineinhalbgeschossig unter Satteldach und hat stichbogige Toröffnungen. Rechtwinklig dazu steht ein eingeschossiger Holzstall von 1925 mit Satteldach, er bildet zugleich die Verbindung zum lang gestreckten Südflügel, der Verwalterhaus, Stall und eine Remise umfasst.

Das ehem. Verwalterhaus von 1869 mit Pferdestall ist ein zweigeschossiges Gebäude mit drei Fensterachsen im nordwestlichen Wohnteil, der Zugang erfolgt mittig vom Hof aus. Über dem ehem. Stall drei Fenster auf im Vergleich zum Wohnteil etwas höherem Niveau. Mittig hängt ein Eichenholzwappen mit den Initialen HS (Hugo Schuchard), das für den 1873 fertig gestellten Rittersaal der Burg vorgesehen war. Anstelle eines Satteldachs gibt es seit 1929 ein bogenförmiges Walmdach mit Gauben. Die Dachform entspricht einem sog. Zollinger-Lamellendach. Östlich schließt sich der ehem. Kuhstall von 1929 an. Der lang gestreckte, früher eineinhalbgeschossige Bau mit weitgehend erhaltener Werksteinrahmung der Öffnungen hat wie das Verwalterhaus ein Zollinger-Lamellendach mit Falzziegeldeckung. Nach Umbau ist der Innenraum stützenfrei. Hofseitig darin große, seitliche Dachhäuschen, in die Ladeluken einschneiden und freitragendes Schleppdach dazwischen. Ostgiebel in Sichtfachwerk. Feldseitig ein schmaler Queranbau. Südöstlich an den Stall anschließend eine Remise von 1938 mit Dachtragwerk aus Kanthölzern auf Betonsockeln und neuem Trapezblechdach. Hofscheune von 1869, den Hof östlich begrenzend. Lang gestreckter Bau, durch Lisenen gegliedert, traufseitig große stichbogige Toröffnungen, hofseitig mit Schiebetoren aus Holz. Eine kleinformatige Steinpflasterung fragmentarisch erhalten. Dachtragwerk aus Rundhölzern mit Zangenkonstruktion. Neues Satteldach mit Trapezblechen.

Scheune, Kornspeicher und ehem. Stallungen von 1869, 1938 aufgestockt, als nördliche Hofbegrenzung. Langer Bau, der nordwestliche zweieinhalbgeschossige Teil trauf- und giebelseitig mit je drei Fensterachsen unter flachem Satteldach. Hoch gelegener Zugang mit vorgelagerter Sandsteintreppe. Ehem. Stall eineinhalbgeschossig unter Mansarddach, hofseitig mit zwei Dacherkern in Fachwerk und Ladeluken, Giebeldreiecke verschalt. Östlich folgt ein 1938 aufgestockter Bau mit Schiebetoren in Holz von 1914, der feldseitig ein Mansarddach, hofseitig ein Schleppdach aufweist. Der Ständerschuppen von 1938 mit Satteldach und Falzziegeldeckung ergänzt den nördlichen Gebäuderiegel nach Osten. In seiner äußeren Ecke ist ein Rechteckturm mit Walmdach integriert, der zur Stromverteilung diente. Vor dem Kuhstall war der Mistfall angelegt. Im Hofzentrum ist eine Fuhrwerkswaage von 1914 überliefert.

Der großzügige, feldseitig von einer Mauer begrenzte Landschaftsgarten wurde ab 1869 angelegt. Er erstreckt sich westlich der Gutsanlage und weist eine geschwungene Wegführung sowie Rasenflächen mit altem Baumbestand auf. Die zum Gut gehörige Jagdhütte, die sog. Villa Clara, entstand 1929 weit südlich in der Feldmark und wurde früher auch als Werkstatt für landwirtschaftliche Maschinen genutzt. Der kleine eineinhalbgeschossige Putzbau auf Bruchsteinsockel, weist Fachwerk in der Drempelzone und im Giebel unter einem Satteldach auf. Südlich Anbau unter Pultdach. Blechverkleidetes Aussichtstürmchen mit schlitzförmigen Luken und Pyramidendach. Tür-und Fensteröffnungen durch Holzläden verschlossen.

Die repräsentative Gutsanlage Neu-Calenberg entstand im Zusammenhang mit dem kurz zuvor erfolgten Kauf der Burg durch die Familie Schuchard und dokumentiert anschaulich die Entwicklung landwirtschaftlicher Arbeits- und Produktionsverhältnisse seit der Gründung 1869. Bauhistorisch von besonderer Bedeutung sind die in einer Umbauphase 1929/30 entstandenen Zollinger-Lamellendächer, die in der Region selten zu finden sind.

 

Zur Burg 14 ( Bilder folgen )

Die 1299 erstmals urkundlich erwähnte Burg Calenberg liegt, von einer Ringmaueranlage umgeben, strategisch günstig auf einer Anhöhe südlich der heutigen Siedlung. Anfangs den Herren von Papenheim als Lehen gehörig, verliehen die Bischöfe von Paderborn die Burg ab 1471 als Pfandlehen. 1868 kam die zwischenzeitlich weitgehend verfallene Burg in Besitz von Hugo Julius Schuchard, einem wohlhabenden Textilfabrikanten aus Barmen (heute Wuppertal). Dieser ließ sich die Anlage von 1880 bis 1882 nach Planung des Kölner Baumeisters Heinrich Johann Wiethase zum Wohnsitz ausbauen. Bei dieser unter Bauleitung des Warburger Architekten August Kohlschein durchgeführten Baumaßnahme erfolgten unter Berücksichtigung älterer baulicher Strukturen eine neugotische Überformung und die Hinzufugung von Neubauten.

Um 1830 (vgl. Urriss) bestand die Burg im Wesentlichen aus zwei Flügeln, die nach Süden eine Kante ausbildeten und im Inneren einen annähernd rechteckigen Hof umrahmten. Die Hofzufahrt erfolgte von Norden. Den westlichen Abschluss bildeten kleine Nebengebäude. Die 1880 von Wiethase frei geplante Rekonstruktion der Burganlage umfasste den mächtigen Wohnturm im Südwesten, an den sich östlich ein Back- und Brauhaus mit Logierräumen anschloss. Im Ostflügel waren die Küche und das Gesindehaus untergebracht, Pferdestall und Remise befanden sich auf der Nordseite, westlich lagen Stall und Schmiede. Im Zentrum der Anlage erhob sich das sog. Zehnthaus. Eine spitzbogige Toröffnung zwischen Zehnthaus und Wohnturm trennte den Innenhof vom Außenhof, dessen Erschließung über das Torhaus und eine vorgelagerte Zugbrücke im Nordwesten erfolgte.

Der älteste Bauteil der Burg ist der wohl im Kern mittelalterliche Wohnturm (Palas) aus Bruchsteinmauerwerk mit Eckquaderung, kleinen werksteingerahmten Fenstern und einem hofseitigen Ecktürmchen mit spitzem Pyramidendach. Die Südfassade verfugt, wie die Nordfassade über Kreuzstockfenster und einen Erker mit profilierten Sandsteinen. Ein hohes Walmdach mit Schleppgauben, Biberschwanzdeckung und symbolträchtigen Wetterfahnen, die verschiedene Motive in Form von Engel, Hahn und Drachenkopf bekrönen, ist weithin sichtbar. Das prunkvolle Eingangsportal mit Spruchbändern bez.

IN DEN JAHREN DES HERRN 1880-1882 HABEN HUGO SCHUCHARD UND SEINE EHEFRAU LUI¬SE, GEB. ERBSLÖH DIESE BURG WIEDER HERGESTELLT.

Vor dem Portal zeigt ein Denkmal den Ritter Jost von Calenberg, der die Burg 1539 von Johann von Spiegel erworben hatte, auf einem Säulensockel mit dem Wappen der Herren von Papenheim / Calenberg. Eine translozierte und im Mauerwerk eingelassene Wappentafel aus Sandstein mit Gründungsinschrift von 1563 weist auf Beziehungen der ehem. Burgherren zum Gut Wettesingen hin. Bemerkenswert sind das hoch aufragende Zehnthaus, das einen Treppengiebel und Dachreiter mit Glocke erhielt, ein runder Treppenturm mit offener Galerie auf Konsolen und spitzem Kegeldach, eine zwei-geschossige Galerie vor dem Zehnthaus, das Torhaus, die äußere Burgmauer mit breiter spitzbogiger Toröffnung und der hochwertige Innenausbau, der sich bis 1891 hinzog. Der frühere Wirtschaftsbetrieb war zuvor nach Neu-Calenberg ausgelagert (> Neu Calenberger Weg 10). Mehrere Nebengebäude vervollständigen das romantische Gesamtbild der historistisch überformten Burganlage, die ab 1976 aufwendig restauriert wurde. Außerhalb der Burgmauer liegt die alte Pfarrkirche, die als Burgkapelle dient (> Zur Burg o. Nr.).

Die den Ort dominierende Burg Calenberg, romantisch-historisierend konzipiert und von dem renommierten rheinischen Baumeister Wiethase realisiert, formuliert die im 19. Jahrhundert auf-kommende Burgenromantik in Ostwestfalen. Der hochwertige Innenausbau bezeugt herausragende gestalterische und kunsthandwerkliche Leistungen der Bauleute in jener Zeit. Zugleich vermittelt der pittoreske und repräsentative Burgkomplex den gehobenen wohnkulturellen Anspruch des Fabrikanten Schuchard. Letztlich ist mit der exponierten Lage eine bedeutende städtebauliche Wirkung verbunden, die den regional außergewöhnlichen Stellenwert der Burganlage unterstreicht.

 

Zur Burg o. Nr. ( Bilder folgen )

Ehem. Pfarrkirche, 1778 der hl. Anna geweiht, nördlich der Burg vorgelagert, heute in Privatbesitz. Chorraum 1699/1700 erbaut und mit dem Altar 1710 geweiht. Das Kirchenschiff, ein schlichter Saal mit Balkendecke, kam erst Jahrzehnte später zur Ausführung, wobei eine vorhandene spitzbogige Öffnung den Übergang zum Chor bildete. Die bauzeitliche Stuckdecke blieb bis zu einer Sanierung 1925 erhalten, bei der der Kirchenraum von dem Bielefelder Maler Heinrich Weskamp neu gestaltet wurde. Sakristei an der Nordseite von 1852. 1946-1948 Umbau der Kirche durch Erweiterung nach Westen. Ihre Bestimmung verlor die Kirche, nachdem eine neue Kirche in Dorfmitte 1965 geweiht worden war. 1979 verpachtete die Gemeinde den Barockaltar an die St. Jakobus Pfarrei in Mastholte / Kreis Gütersloh. 2008 erfolgte die Restaurierung der Burgkapelle.

Rechteckiger Bruchsteinbau unter Walmdach mit viereckigem Glockenturm, achteckiger Haube, Glockenhelm und Schieferbe-hang, der sich ursprünglich über dem Giebeltrapez der Westfassade erhob. Unterhalb befand sich der frühere Zugang mit einer Portalverdachung, die heute auf der Nordseite angebracht ist und durch Chronogramm bez.

PRORSVs COLLAPSIS PRAE / SENTIA TEMPLA VETVSTIS / STENT IN PRAESIDIIS / ANNA BEATA TVIS (Nach dem Verfall der alten, steht die aktuelle Kirche unter dem Schutz der hl. Anna).

Mit dem westlichen Anbau erfolgte die Erschließung über ein Segmentbogenportal in der Nordfassade, zu dem eine einläufige Freitreppe führt. Figurennische über dem Eingang sowie Kreis- und Drillingsfenster mit Werksteinrahmung charakterisieren die dezente Fassadengestalt. Der Ursprungsbau verfügt über hochformatige Fensteröffnungen mit Bleiverglasung. Die ehem. Pfarrkirche zeugt mit ihrer Baugeschichte von den Bemühungen einer kleinen Gemeinde, die nach ihrer Loslösung von Wettesingen von den Dominikanern betreut wurde und nur über geringen finanziellen Spielraum verfugte, ein eigenes Gotteshaus zu bauen und zu erweitern.

 

 

Gemarkung  Grenzsteine ( Bilder folgen )

Mitte des 18. Jh. schloss sich südlich an das Fürstbistum Paderborn die Landgrafschaft Hessen-Kassel an. Der Grenzabschnitt, den 210 neu gesetzte Grenzsteine in Form von Sandsteinquadern seit 1754 markierten, erstreckte sich von Bad Karlshafen an der Weser bis Welda-Ost. Im Siebenjährigen Krieg (1756—1763) wurden mehrere Grenzsteine beschädigt oder zerstört. Um Grenzunstimmigkeiten zu vermeiden, dienten 1778 gesetzte Steine als Ersatz, von denen südlich und östlich der Ortslage viele überliefert sind. Beispielhaft davon sind zu nennen:

Hoch aufragender, dreieckiger Grenzstein mit geraden Wappen-rahmen. Auf der Paderborner Seite ist das erhabene Kreuz verwittert. Darunter bez. N 195 / WABZP (Wilhelm Anton Bischof zu Paderborn) / 1778. Beide hessischen Seiten lassen einen erhabenen Löwen erkennen. Unter der Rahmung bez. N 195 / FLZH (Friedrich Landgraf zu Hessen) / 1778.

Der Ersatzstein 199 an der K 11, 1858 zusammen mit vier weiteren gesetzt, weist zwei Schauseiten mit gerundetem Kopfbereich auf, jeweils bez. 199, darunter ein gerahmtes gesenktes Rechteck mit erhabenem Hessischem Löwen bzw. Preußischem Adler und die Dat. 1858. Grenzsteine sind für die landesgeschichtliche Forschung wichtige Relikte.

 

Belagerungsschanze ( Bilder folgen )

Auf dem Osterberg, am Nordwestrand des Ortes, befindet sich eine rechteckige Anlage auf einer bewaldeten Kuppe. Die Innenfläche der Anlage beträgt 33,7 x 23,40 m. Im Nordosten ist diese Belagerungsburg durch den Steilhang natürlich geschützt. Im Schnittprofil zeigt sich deutlich das Wall-Graben-System mit einer Breite von bis zu 10 m und einer noch erhaltenen Grabentiefe, die zwischen 0,74 m im Westen, 1,69 m im Osten und 1,90 m im Norden schwankt. Von äußerer Grabenkante zu äußerer Grabenkante werden 48,1 x 43,5 m gemessen. Interessant sind die jeweils vorgelagerten Wälle im Südosten und Nordwesten der Anlage. Trotz ihrer schwachen Ausprägung im Gelände haben sie noch eine Länge von je 23 m bei schwankender Wallhöhe von 0,38-1,16 m.

Für eine Deutung als spätmittelalterliche Belagerungsschanze zur Burg Calenberg spricht die Entfernung von etwa 400 m zwischen beiden Burgen, eine Sicht- und Geschützreichweite, die von Bliden und Katapulten überwunden werden konnte. Vergleichbare Wallanlagen wie z. B. die 500 m nordwestlich der Burg Vlotho gelegene Schwedenschanze oder die Schanze nordwestlich der Burg Limberg, von der ebenfalls die Erdwälle noch sichtbar sind, verstärken diese Annahme, ebenso der Umstand, dass Schanzen aus der frühen Neuzeit keine vorgelagerten Walle haben.

 

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